Jesus sagt: Matthäus 5, 34

Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt.

Matthäus 5, 34

Für dieses Wort unseres Herrn benötigen wir einen Schlüssel. Dieser Schlüssel, welcher in der Bergpredigt sechsmal vorkommt, besteht aus den vier Worten Jesu in unserem Text: Ich aber sage euch. Diese Worte werden uns helfen, die Aussage unseres Herrn zu verstehen.

Warum soll man nicht mehr schwören, warum sagt der Herr das, wo doch im Alten Testament der Eid etwas ganz Normales war? Nun, es geht ja beim Eid, beim Schwören darum, der Wahrheit Nachdruck zu verleihen.
Man bezeugt damit, dass das, was man jetzt sagt, die absolute und reine Wahrheit ist. Und in diesem Sinne müssen wir ja auch heute noch in seltenen Fällen einen Eid ablegen; z.B. wenn der Staat das von uns verlangt.

Aber ‒ und das ist nun die Frage: Ist das Schwören noch nötig unter Kinder Gottes? Müssen Kinder Gottes einander in ihrem ganz normalen täglichen Umgang Eide ablegen, um der Wahrheit Nachdruck zu verleihen?

Nein, ganz sicher nicht! Und warum nicht? Nun, denkt bitte an den Schlüssel, den ich eingangs erwähnte; nämlich jene vier Worte unseres Herrn: Ich aber sage euch.

“Ich”, so sagt Jesus, “lehre euch heute einen anderen, höheren Weg. Der Eid mag durchaus seine Richtigkeit haben, aber Ich habe etwas, was größer ist als jeder noch so aufrichtige Eid. Ich biete euch etwas, was jeden Schwur, jeden Eid weit übertrifft.” Hier sind mir die Worte unseres Herrn in den Sinn gekommen:

Siehe, hier ist mehr als Jona… Siehe, hier ist mehr als Salomo.

Matthäus 12, 42-43

Bekanntlich sprach Er damals über sich selbst. Natürlich stehen diese Worte in einem anderen Kontext. Aber sie bezeugen doch klar, dass Jesus in Seiner Person alles andere ‒ so groß dies auch sein mag ‒ weit überragt! Es gibt nichts, was unseren Heiland an Größe, Stärke, Schönheit und Macht übersteigt; nein, Er thront in großer Majestät über allem. Und so ist es auch mit dem Eid: In dieser Welt mag er seine Richtigkeit haben, aber Jesus ist viel größer als jeder Eid.

Und jetzt bezogen auf Seine Aussage: Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt (Matthäus 5, 34). Wie offenbart sich hier Seine Größe? Warum sollen wir, um der Wahrheit Nachdruck zu verleihen, nicht mehr schwören? Oder anders gefragt: Wie müssen wir hier diesen Schlüssel ‒ eben jene vier Worte: Ich aber sage euch ‒ anwenden?

Nun, so manches, was für uns erstrebenswert ist, was gut ist, was schön ist, was herrlich ist, ist in der Person unseres Herrn Jesus enthalten. Wenn Paulus z.B. den Philippern schreibt:

Im übrigen, meine Brüder, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was liebenswert, was wohllautend, was irgend eine Tugend oder ein Lob ist, dem denket nach

Philipper 4, 8

dann ist die höchste Erfüllung dieses Wortes, dass wir an Jesus denken. Denn Er ist das alles, Er verkörpert das alles; Er ist wahrhaftig, ehrbar, gerecht, keusch, liebenswert usw. Oder wenn er den Galatern die neunfache Frucht des Geistes erklärt:

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit

Galater 5, 22

dann sind diese neun Eigenschaften alle in Jesus Christus enthalten.

Und wenn es nun um den Eid geht, darum, der Wahrheit Nachdruck zu verleihen, dann kommt vielleicht einigen von uns in den Sinn, was Jesus in Bezug auf die Wahrheit über Sich selbst gesagt hat; nämlich diese schlichten, und doch so gewaltigen Worte: Ich bin … die Wahrheit (Johannes 14, 6)!

Der ganze Text lautet so:

Jesus spricht zu ihm (zu Thomas): Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater
denn durch Mich.

Johannes 14, 6

So, wie Er der Weg zum Vater ist, wie Er in Person das ewige Leben verkörpert, so ist Er auch in Person die Wahrheit! Und das bedeutet: Wer Jesus Christus in sich hat, wer fest davon überzeugt ist: Er wohnt durch Seinen Heiligen Geist in mir, der muss nicht mehr schwören, um der Wahrheit Nachdruck zu verleihen. Nein, weil in ihm die Wahrheit in Person wohnt ‒ Jesus Christus ‒, ist ihm weit mehr gegeben, der Wahrheit Nachdruck zu verleihen, als es der aufrichtigste Eid tun könnte. Und deshalb sagt der Herr in unserem Text so unmissverständlich: Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt (Matthäus 5, 34)!

Ist uns jetzt der Zusammenhang klar? Verstehen wir, weshalb wir nicht mehr zu schwören brauchen, um der
Wahrheit Genüge zu tun?

Es genügt, wenn wir Ihn, den Herrn haben; wenn Er in Seiner ganzen Fülle in uns wohnt; wenn wir mit Ihm Eins sind! Wir sind dann Menschen, deren Ja ein ja ist, und deren nein ein nein ist; denn ‒ so sagt unser Herr: Was darüber ist, das ist vom Bösen (Matthäus 5, 37).

Ihr Marcel Malgo