Die 10 Gebote – Das 4.Gebot

Denk an den Sabbat und heilige ihn.

1. Mose 20, 8

Das ist eines der Gebote, die bei vielen Mitmenschen Kopfschütteln auslösen und Fragen aufwerfen werden.
Was bedeutet es eigentlich, den Sabbat/Sonntag zu heiligen? Bedeutet es, ich muss jeden Sonntag in einen Gottesdienst gehen?

Du sagst vielleicht: „Mir ist es egal, ob es Gott gibt oder nicht oder ich glaube eh nicht daran. Warum sollte ich dann den Sabbat/Sonntag irgendwie besonders angehen?“

Dieses Gebot hat zwei Ebenen – geistliche und eine humane. Ein dritter Aspekt ist hier aber auch wichtig. Es ist die Sicht im (Neuen Testament) durch Jesus Christus selbst auf dieses Gebot und dessen Handhabung.

Für mich ist dieses 4. Gebot ein Bindeglied zwischen den ersten drei Geboten, die das Verhältnis von Mensch zu Gott und umgekehrt thematisieren und den Geboten 5–10, die das menschliche Miteinander regeln sollen.

Die geistliche Ebene:
Ausgehend davon, dass Gott sagt, dass er die Erde in sechs Tagen geschaffen hat und am siebten Tag ruhte, möchte Gott, dass der Mensch am siebten Tag ebenfalls ruht und an Gott, seinen Schöpfer denkt. Darum erklärt Gott den siebten Tag, den Sabbat, als heilig. Heilig könnte man definieren mit göttlich, hervorgehoben und besonders. Heiliges grenzt sich von dem menschlich profanen und alltäglichen ab. Es ist also der Tag des HERRN. Der Tag, der einzig dem heiligen und allmächtigen Gott gewidmet sein soll.
Hier kommt Gott dem Menschen entgegen. Der Mensch neigt ja zur Vergesslichkeit – vor allem für Dinge, für die wir dankbar sein können. Und dankbar dürfen wir sein, dass wir auf dieser wunderbaren Welt leben dürfen und von Gott so viel Schönes und Gutes bekommen. Doch das wird schnell vergessen, wenn Sorgen oder Schwierigkeiten kommen. Da ist es dann gut, wenn ein Tag in der Woche Zeit ist sich daran zu erinnern was Gott getan hat und ihm die Ehre zu geben, ihn zu loben und ihm zu danken. Das meint den Sonntag heiligen.

Die humane Ebene:
Keiner kann ständig durcharbeiten – viele werden mit dem Begriff Burnout etwas anfangen können. Und so hat Gott den Sabbat eben auch zum Ausruhen von der Arbeit des Broterwerbs gegeben. Es hat dann allerdings noch sehr lang gedauert, bis sich der Sonntag als wirklicher Ruhetag tatsächlich durchsetzte.
Der Sonntag wurde zunächst in der Spätantike als „Tag der Sonne“ (dem Sonnengott geweiht) bezeichnet. Im Christentum wurde der letzte Tag der Woche, der Sabbat als Ruhetag, vom Sonntag abgelöst. Das hängt unter anderem mit der Auferstehung Jesu Christi zusammen, die nach neutestamentlichen Berichten zufolge an einem ersten Tag der Woche stattfand. Die frühen Christen nannten diesen Tag deshalb auch den Tag des Herrn. Kaiser Konstantin erklärte im Jahre 321 den Sonntag (dies solis) zum verpflichtenden Feiertag.
Letztlich geht diese Regelung jedoch auf das 4. Gebot und damit auf Gottes Anweisung zurück. Und was wären wir ohne den Sonntag – auch wenn es Berufe gibt, die auch am Sonntag das Arbeiten nötig machen. Doch da gibt es dann in der Regel einen adäquaten Ersatz. Es zeigt mir aber wiederum die Liebe Gottes, der wusste, dass der Mensch nicht unbegrenzt leistungsfähig ist und Zeit zum Erholen braucht.

Nun noch zum dritten Aspekt – das 4. Gebot aus der Sicht des „neuen Testaments“:

Die strenggläubigen Juden nahmen und nehmen das 4. Gebot sehr ernst. Sie hielten nicht nur das Gebot an sich ein, nein, sie legten sich noch strengere Regeln auf. Es gibt eine coole Begebenheit in der Bibel, in der Jesus Christus klarmacht, was sich mit ihm verändert hat:

An einem Sabbat ging Jesus mit seinen Jüngern durch die Getreidefelder. Die Jünger waren hungrig und rissen Ähren ab, um die Körner zu essen. Als das die Pharisäer sahen, beschwerten sie sich bei Jesus: »Sieh dir das an! Es ist doch verboten, am Sabbat Getreide zu ernten!«
Aber Jesus antwortete ihnen: »Habt ihr denn nie gelesen, was David und seine Männer getan haben? Als sie hungrig waren, gingen sie in das Haus Gottes und aßen von dem Brot, das Gott geweiht war und das nur die Priester essen durften. Habt ihr nicht außerdem im Gesetz gelesen, dass die Priester auch am Sabbat im Tempel arbeiten und so die Sabbatvorschriften übertreten? Trotzdem sind sie frei von Schuld. Ich will euch nur das eine sagen: Hier ist einer, der ist mehr als der Tempel. Wenn ihr verstanden hättet, was das bedeutet: ›Nicht auf eure Opfer oder Gaben kommt es mir an, sondern darauf, dass ihr barmherzig seid!‹, dann würdet ihr nicht Unschuldige verurteilen. Denn der Menschensohn hat das Recht zu entscheiden, was am Sabbat erlaubt ist und was nicht.«
Nach diesen Worten ging er weiter und kam in ihre Synagoge.
Dort war ein Mann mit einer verkrüppelten Hand. Die Pharisäer fragten ihn: »Erlaubt das Gesetz Gottes, am Sabbat zu heilen?« Sie suchten damit einen Vorwand, um Anklage gegen ihn zu erheben. Jesus antwortete: »Wenn jemand von euch nur ein einziges Schaf besitzt, und das fällt am Sabbat in den Brunnen, wird er es nicht sofort herausholen? Und ein Mensch ist doch viel mehr wert als ein Schaf! Also ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun.«
Dann forderte er den Mann auf: »Streck deine Hand aus!« Er streckte sie aus, und die Hand war gesund.
Da verließen die Pharisäer die Synagoge und berieten, wie sie Jesus töten könnten.

Matthäus 12,1-14

Und im Markusevangelium sagt Jesus:
„Der Sabbat wurde doch für den Menschen geschaffen und nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb hat der Menschensohn auch das Recht zu entscheiden, was am Sabbat erlaubt ist und was nicht.“

Markus 2, 27+28

Damit sagt Jesus, dass der Sabbat/Sonntag für den Menschen als Ruhetag geschaffen wurde, aber über allem steht auch hier die Liebe und die Barmherzigkeit.
Jesus macht hier auch seine absolute und göttliche Autorität deutlich. Das war den damaligen religiösen Anführern ein Dorn im Auge – untergrub es doch deren Autorität. Was sie aber nicht begriffen haben. Jesus macht frei von den Dogmen und unbarmherzigen Vorgaben. Und auch heute noch scheidet Jesus die „Geister“. Doch die Gründe sind heute meistens andere.

Jedenfalls tut es gut am Sonntag (oder einem Ersatztag) zur Ruhe kommen zu können und noch besser ist es Gott mit einzubeziehen. Das gilt aber auch und gerade für den stressigen Alltag. Ein kurzes Gebet, ein Gedanke an Gott und seine liebevolle Fürsorge, die sich einmal mehr in dem 4.Gebot äußert, kann uns wieder Mut, Kraft und Freude für unsere Arbeit und Liebe für Mitmenschen schenken.

Das 4. Gebot ist also auch ein Ausdruck der großen Liebe des heiligen Gottes für seine Geschöpfe, die Menschen.

Denk an den Sabbat und heilige ihn. Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und deinen alltäglichen Pflichten nachkommen, der siebte Tag aber ist ein Ruhetag für den Herrn, deinen Gott. An diesem Tag darf kein Angehöriger deines Hauses irgendeine Arbeit erledigen. Das gilt für dich, deine Söhne und Töchter, deine Sklaven und Sklavinnen, dein Vieh und für alle Ausländer, die bei dir wohnen. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel, die Erde, das Meer und alles, was darin und darauf ist, erschaffen; aber am siebten Tag hat er geruht. Deshalb hat der Herr den Sabbat gesegnet und für heilig erklärten an den Sabbat und heilige ihn.

2. Mose 20, 8-11

von
Bernd Arheilger