Die Gender-Bewegung

Überblick

  1. Worum geht es?
  2. Entstehung
  3. Welcher Fortschritt liegt darin?
  4. Kritik
  5. Bewertung aus christlicher Sicht

1. Worum geht es?

Nachfolgend wollen wir die Fakten so komprimiert und sachlich wie möglich uns vor Augen führen, um zu verstehen, wie diese Bewegung entstanden ist. Wir schauen uns die dahinterstehende Motivation an. Aber wir möchten nicht nur die Historie und Fakten vorstellen, sondern unseren Standpunkt mit einer Bewertung zur Verfügung stellen.

Die Gender-Bewegung ist ein in vielen Ebenen ineinandergreifendes soziales Phänomen, das auf mehreren historischen und theoretischen Strömungen beruht, die sich im Laufe der Zeit ineinander verschachtelt haben.
Bis in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert reichen die Wurzeln dieser Bewegung zurück, als die Frauenrechtsbewegung begann und die Geschlechterrollen hinterfragt wurden und für die Gleichberechtigung der Frauen gekämpft wurde.

Die Gender-Bewegung hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und hat in der heutigen öffentlichen Wahrnehmung in der Gesellschaft nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Anliegen gemeinsam. Nämlich der Frau die gleichen Rechte wie Männer und damit eine spürbare Wertschätzung in der vom Männerdenken dominierten Gesellschaft zu geben. Die Ursprungsbewegung stellt heute ein Sammelbecken an Anliegen mit stark sexualisiertem Charakter dar: Geschlechtergleichheit, Geschlechteridentität, Geschlechtsausdruck und sexuelle Orientierung. Häufig wird auch die Abkürzung LGBTQ+ verwendet.

2. Entstehung

Nachfolgend die verschiedenen sozialen und politischen Strömungen in einer Aufzählung:

  1. Feministische Bewegung: Die Grundlage der modernen Gender-Bewegung geht auf die feministische Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts. Feministinnen haben für die Gleichberechtigung der Geschlechter gekämpft und auf die sozialen und kulturellen Strukturen aufmerksam gemacht, die aufgrund einer geistigen Haltung in den Gesellschaften zu einer systembedingten Benachteiligung der Frauen führte.
  2. Queer-Theorie: In den 1980er Jahren entwickelte sich die Queer-Theorie als akademische Disziplin, die Geschlecht und Sexualität erforscht. Sie hinterfragt binäre Vorstellungen von Geschlecht und betont die Vielfalt und Komplexität von Identitäten jenseits der traditionellen Kategorien von Mann und Frau.
  3. Transgender-Bewegung: Die Transgender-Bewegung hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Gender-Bewegung gehabt. Transgender-Menschen kämpfen für das Recht, ihr Geschlecht jenseits der bei der Geburt zugewiesenen Kategorie zu leben und anerkannt zu werden.
  4. Gender Studies: Als interdisziplinäres Feld der Forschung haben die Gender Studies dazu beigetragen, Geschlecht als soziales Konstrukt zu analysieren. Sie haben den Blick auf die Geschlechtsidentitäten erweitert und geschlechtliche Ungleichheiten in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen aufgezeigt.
  5. Aktivismus und sozialer Wandel: Durch den Aktivismus von LGBTQ+-Gruppen und -Organisationen wurden zunehmend Fortschritte in Bezug auf Geschlechtergleichstellung und -vielfalt erzielt. Der Kampf für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender-Personen und Queer-Individuen hat zu einer breiteren Akzeptanz und einem besseren Verständnis von Geschlecht in vielen Teilen der Welt geführt.

Es ist wichtig nochmals zu betonen, dass die Gender-Bewegung unterschiedliche Strömungen beinhaltet und wegen der verschiedenen Perspektiven und Ansätze nicht pauschal in eine Schublade gesteckt werden sollte. Es gibt innerhalb der Gender-Bewegung verschiedene Auffassungen und Abgrenzungen, wie Geschlecht definiert und verstanden wird.

3. Welcher Fortschritt liegt darin?

Die Bewertung der Gender-Bewegung ist stark polarisiert. Befürworter sehen sie als einen wichtigen Schritt hin zu Geschlechtergerechtigkeit und individueller Selbstbestimmung. Die Befürworter betonen die Notwendigkeit, Geschlechterrollen zu hinterfragen und traditionelle Normen aufzubrechen, um ein inklusiveres und vielfältigeres Verständnis der Geschlechter zu fördern.

Trotz der Kontroversen innerhalb und um die Gender-Bewegung werden in der allgemeinen Wahrnehmung der westlich geprägten Welt bedeutende Fortschritte gesehen. In vielen Ländern wurden Gesetze zum Schutz vor Geschlechterdiskriminierung erlassen, geschlechtsbezogene Stereotype werden zunehmend hinterfragt, und es gibt eine größere Sichtbarkeit und Akzeptanz von LGBTQ+-Rechten.

Die Gender-Bewegung sieht ihren Erfolg darin, dazu beigetragen zu haben, Bewusstsein für die „Vielfalt der Geschlechter“ und sexueller Orientierung zu schaffen und Diskussionen über Geschlechtergerechtigkeit voranzutreiben.

4. Kritik

Allerdings gibt es auch Kritik an der Gender-Bewegung. Einige Kritiker argumentieren, dass sie zu weit geht oder bestimmte soziale Strukturen und kulturelle Werte bedroht. Einige sehen zum Beispiel die Anerkennung von nicht-binären Geschlechtsidentitäten als eine Ablehnung biologischer Realitäten. Andere kritisieren die Ausweitung der Geschlechterkategorien als verwirrend oder als eine Überbetonung von individuellen Identitäten oder Vorlieben, von denen nur eine Minderheit betroffen ist. Diese würden auf Kosten der Mehrheit und der Gemeinschaft sowie des sozialen Friedens durchgesetzt. Diese Rücksichtlosigkeit wird als genauso problematisch gesehen, wie die vorher gelebte Unterdrückung der Menschen, die der Gender-Bewegung zugeordnet würden.

Die Auffassungen zur Gender-Bewegung – wie auch bei anderen Themen mit starken gesellschaftlichen Bezug – können stark variieren und es gibt eine breite Palette von Standpunkten zu diesem Thema.

5. Bewertung aus christlicher Sicht

Die Beurteilung der Bewegung hängt oft von individuellen Überzeugungen, kulturellem Kontext und persönlichen Erfahrungen ab. So wie manche Bewegungen Toleranz für ihre Ansichten fordern, erwarten wir als Christen umgekehrt ebenfalls mindestens die gleiche Toleranz und gleichen Respekt für unsere nachfolgende Position, Meinung und Haltung.

Die Gender-Bewegung hat eine Berechtigung erhalten, weil die Ursache auf grundsätzlich falschen menschlichen Verhalten beruht.
Dieses falsche Verhalten entsteht durch die Abwendung des Menschen von Gott und seinem Willen. Der Mensch hat sich selbst zum Mittelpunkt gemacht, erschafft sich seine Regeln und strebt seine Selbstverwirklichung an, die zu unterschiedlich ausgeprägten Egoismen führt. Diesen folgt ein Ungleichgewicht des einzelnen Menschen mit sich selbst, seinen Mitmenschen und der Umwelt. Natürlich auch eine schiefe Gottesbeziehung.

Diese Schieflage zeigt sich mit einhergehenden Ungerechtigkeiten, Unterdrückungen und Verfolgungen. Früher oder später entstehen Gegenbewegungen zur bestehenden (Un-)Ordnung, die ihrerseits sich zum Extremen entwickeln und Gegenextreme auslösen. So ist auch die Gender-Bewegung der heutigen Zeit eine selbstverursachte Entwicklung. Hätten z. B. die Männer den Frauen mit Respekt und Liebe begegnet und sie als gleichwertige Menschen neben sich stehend betrachtet und behandelt, hätte es vielleicht keine Frauenbewegung und später eine Gender-Bewegung geben müssen. Nur weil viele Jahrhunderte lang etwas falsch gemacht und durchgesetzt wurde, kann man nicht daraus ableiten, dass es somit richtig gewesen sei. Weder die Dauer eines Fehlverhaltens noch die Menge der Personen, die etwas falsch macht, macht aus einer falschen Sache eine richtige Sache.

Der Mensch stellt sich mit dem Streben nach Selbstverwirklichung, Glück, Geld und Besitz, Macht, Gesundheit oder Sexualität selbst in den Mittelpunkt. Auf der Suche nach sich selbst wird vieles ausprobiert und dabei geht immer mehr die Orientierung verloren. Also gibt sich der Mensch selber Orientierungen und führt Korrekturen durch, die zu neuen Extremen und Gegenextremen führen.

Die Bibel gibt uns eine Richtlinie:

Alles ist uns erlaubt! – Ja, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist erlaubt! – Ja, aber nicht alles baut auf.  Ihr sollt nicht euren eigenen Vorteil suchen, sondern den des anderen!

Die Bibel: 1.Korinther 10, 23+24

Nicht alles, was möglich ist, bringt einen voran. Aber Gott liebt jeden Menschen so sehr, dass er jedem einzelnen die Freiheit zu einer Entscheidung lässt. So kann man durchaus das willentliche Handeln eines Menschen ablehnen, den Menschen selbst darf man wegen seines Verhaltens nicht ungerecht oder nachteiliger als andere behandeln.

Die geschlechtliche Orientierung und Weltanschauung muss jeder Person selbst überlassen werden und diese sollte auch respektiert werden, weil eben die Liebe Gottes den Menschen diese „Freiheit“ zur Entscheidung lässt und die entstehenden Folgen selbst zu tragen sind.

Wir sind der Überzeugung, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen und so gewollt oder vorgesehen hat, wie sie in diese Welt geboren wurden.
Daher lehnen wir grundsätzlich die Handlungen, Meinungen und Lebenskonzepte des jeweiligen Menschen ab, die nicht dem entsprechen, wie sich Gott die Menschen vorgestellt hat.
Sosehr wir entschieden das Verhalten und die Standpunkte der Gender-Bewegung ablehnen, umso mehr wünschen wir uns, dass jedem Menschen mit Liebe, Anerkennung, Respekt, Wertschätzung und Gleichwertigkeit in Wort und Tat begegnet wird. Und das unabhängig von sexueller Orientierung oder Weltanschauung und erst recht von ethnischer Herkunft, Aussehen, Geschlecht oder Behinderung.

Munir Hanna
für das Evangeliumsnetz e.V.